für die neue Ausgabe der WORTSCHAU haben wir unter zahlreichen Einsendungen 23 Autorinnen und Autoren für Sie ausgesucht. Besonders hervorheben möchten wir Sascha Kokot, Hauptautor des aktuellen Heftes, dessen beeindruckend sprachlich konzentrierte Gedichte sich als archaische Aufzeichnungen von Tieren und Träumen lesen lassen. Speziell für diese WORTSCHAU hat die Bildende Künstlerin Angelika Freitag Tuschzeichnungen gemacht, die geradezu kongenial dazu passen. In ihren Bildern geht es nicht um naturalistische Wiedergabe, sondern um die Darstellung tiefer liegender Bewusstseinsschichten. Dadurch eröffnen sich ungewöhnliche Perspektiven auf das Verhältnis von Mensch und Tier. Aber auch die Texte der anderen Autorinnen und Autoren haben es in sich. Von Astrid Nischkauers witziger Recherche über das Ainkhürn können Sie sich bis ins Labyrinth von (Esther Andradi) vor tasten und fortfahren bei Gedichten, wo Auf einmal Elefanten (Patrick Wilden) auf die Schar beiger Mäuse (Mikel Bauer) und die Gespenster des Versäumten (Achim Raven) treffen, ohne Nüsse, ohne Igel, ohne jegliche Kater der Eiche (Judith Sombray). Sie können auch gerne die Gangart wechseln...Ach wenn wir schlenderten, verharrten & weiter schlenderten (Andreas Hutt) gegen den unbekannten Aggressor (Wolf Senff)) macht sich die erkenntnis breit: an einem montag ist nie sonntag (Tom de Toys). Darüber hinaus gibt noch sehr lesenswerte Texte von Autorinnen und Autoren, die wir hier nicht alle aufzählen können, auf deren Fährten Sie sich jedoch unbedingt begeben sollten, wenn Sie exquisite literarische Exkursionen mögen. Wir legen sie Ihnen wärmstens ans Herz. Erwähnen möchten wir auch noch Zwei Gewinner des Postpoetry Lyrikpreises von NRW 2019 : Johanna Hansen und Harald Kappel. Mit SEITENWECHSEL starten wir ein neues Projekt. Der Sonderteil wird Sie in den nächsten Ausgaben begleiten wie in früheren Ausgaben der deutsch-amerikanische Briefwechsel. Am Montag, den 1. Juli 2019, machten sich fünf Autorinnen und Autoren Notizen darüber, wo sie sich an diesem Tag aufgehalten haben, woran sie arbeiteten, was sie erlebten, aßen, wie sie sich durch den Tag bewegten und was sie bewegte. Auf diese Art entstand simultan ein vielschichtiger Blick auf eine jeweils individuell erfahrene Welt. KATHRIN SCHADT, GUNDEGA REPŠE, JOHANNA HANSEN, JAMES C. HOPKINS und DAVID OATES haben inzwischen die erste Folge eines gemeinsamen Tagebuchs geschrieben.
Falls wir Sie neugierig darauf gemacht haben, schauen Sie ihnen und den anderen Autorinnen und Autoren dieses Heftes doch einfach über die Schulter. Wir würden uns freuen.
Ihre Johanna Hansen und Wolfgang Allinger
Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe
Sascha Kokot Astrid Nischkauer Harald Kappel Esther Andradi Michael Bauer Achim Raven Judith Sombray Andreas Hutt Sabine Göttel Johanna Hansen Wolf Senff Jan-Erik Grebe Bess Dreyer Tom de Toys Jörg Kleemann Manfred Ach PatrickWildern Stan Lafleur Michael Hillen Bernd Lüttgerding Mechthild Hagemann Jens Stittgen Wolfgang Allinger Kathrin Schadt Gundega Repše James C Hopkins David Oates
WORTSCHAU 33
Liebe Leserinnen und Leser, Vorhang auf! Der Titel für dieses Heft kam uns gleich in den Sinn, als wir die Fotos von Robinson Tilly sahen, Bildender Künstler dieser Ausgabe. Seine Vorhangbilder schieben Erwartungen beiseite, zitieren Kulissen, ziehen Fenster an und wieder aus. Fantasien wachsen sich aus zu Bühnenlandschaften. Setzen sich in den Texten der Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe fort. Glatt bleibt nur das Papier, auf dem sie auftreten.
Wir liegen mit dem Ohr auf dem Boden und möchten Sie auf die Stimme von Julietta Fix aufmerksam machen. Sie heben wir in Heft 33 besonders hervor. Julietta Fix ist nicht nur Autorin, sondern auch Herausgeberin der Literaturplattform www.fixpoetry.com Seit Jahren setzt sie sich dort u. a. für Lyrik ein. Dafür danken wir ihr an dieser Stelle.
Wir treffen (mit Kathrin Niemela) die siamkatze auf der stachelmauer und reißen dir die Erinnerung vom Leib (Marina Büttner). Die Malerin (Rumiana Ebert) mit der klatsche in der hand (Christa Issinger) hört ein Präludium und elf Luftzüge (Dieter Krüll). Sie geht wohin sie will (Kathrin Schadt) und, seit Ewigkeiten wieder (David Emling), ist die Bühne (René Oberholzer) ein Vorhang von Haar (Dirk Alt), wo ich knickse hinterm Bettvorhang atemlautlos (Manon Hopf).
Mehr wollen wir Ihnen nicht vorweg verraten. Wenn Sie mögen, enthüllen Sie lesend selbst die Texte der 21 Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe. Wir verbeugen uns vor Ihnen und hoffen auf Ihren Applaus.
Johanna Hansen & Wolfgang Allinger Bildender Künstler: Robinson Tilly