„Warum haben wir unser Glück nicht bis zur letzten Tiefe genossen, als es durch unsere Hände glitt?“ (Gustave Flaubert).
Es gab wieder viele Einsendungen von Autorinnen und Autoren zum aktuellen Heft. Wir haben diejenigen ausgewählt, die auf der Suche nach dem Glück besonders tief ins Leben hineingreifen.
Ulrike Bail ist unsere Hauptautorin und wird deutlich hervorgehoben. Sie bringt das Glück sprachlich versiert auf den schwebenden Punkt. Ihre zum Teil wunderbar erotisch gefärbten knappen Gedichte sind wie goldgelbes lachen, aber auch almond and salt. Cornelia Hülmbauers man darf plaudern basiert auf einem Briefwechsel 1946-48, der im Wesentlichen aus geweißten und gestrichenen Zeilen besteht. SAID hingegen hat die fensterläden eigens für sie blau streichen lassen. Sie dürfen gerne raten, wer diese sie sein könnte. Marina Büttners licht fällt herein & am boden spuren von vorstellungskraft, zwischen den biegsamen, warmen und durchlässigen wänden (Mandy Buchholz), hören Sie es eine Nachtigall lang (Kathrin Niemela).
Bei Jürgen Brôcan laufen die ausschweifendsten Gedanken in ein Erkerzimmer.Danach zu irgendeiner Primetimekomödie dahindösen. Ja, das machen wir ... schreibt Katharina J. Ferner. Andere entwerfen tiefe Träume vom Glück wie Thomas Riechmann. Auf Pferden könnte man bis zum Stillen Ozean reiten, denn der Konjunktiv ist ein glücksvernarrter Allesversprecher ohne Verantwortung. Insgesamt begegnen Ihnen und dem Glück in diesem Heft 23 Autorinnen und Autoren. Wenn Sie dann noch nicht trunken vor Glück sind, konzentrieren Sie sich bitte auf Svea Öhlschläger. Sie ist die Bildende Künstlerin der Ausgabe und zeigt in eindrucksvoller Weise ihre Interpretation des Themas. Dabei geht sie näher auf zwischenmenschliche Beziehungen, dem inneren emotionalen Zusammenspiel ein. Außerdem: Wir waren und sind begeistert von dem, was die über 200 Einreichungen, die wir für diese Ausgabe erhielten, alles auffächerten. Die Auswahl fiel uns wahrlich nicht leicht, aber wir sind so leichtsinnig zu hoffen, dass die aktuelle WORTSCHAU ihre Leser und Leserinnen für ein paar Momente glücklich machen kann.
Ihre Johanna Hansen & Wolfgang Allinger Besonders hinweisen möchten wir auf den Sonderteil Seitenwechsel. Diesmal finden Sie die Tagebuchnotizen vom 27. Mai 2020. David Eisermann erweitert als Neuzugang die Runde der bisherigen Autorinnen und Autoren (Johanna Hansen, James C. Hopkins, David Oates, Kathrin Schadt und Gundega Repše). KÜNSTLERIN DIESER AUSGABE: SVEA ÖHLSCHLÄGER
* 1993 in Braunschweig, lebt und arbeitet in Münster. Studierte Germanistik, Erziehungswissenschaften und Kunst & visuelle Medien an der Europäischen Universität Flensburg, Design mit Illustration als Schwerpunkt an der Münster School of Design und nahm an Studienprojekten an der Folkwang Universität der Künste teil. 2019 gründete sie mit Freunden die Ateliergemeinschaft „Die Baustelle“ in Münster. Ihre Vorliebe für lyrische und erzählerische Texte, Themen über zwischenmenschliche Beziehungen, dem inneren emotionalen Zusammenspiel im Menschen und gesellschaftliche Konstruktionen sind häufig Ausgangspunkte für ihre Projekte. Mit Acryl, Tusche, Buntstiften oder Kreiden entstehen Strukturen und Bilder, die alleine oder in Verbindung mit Typografie stehen.
Cornelia Hülmbauer SAID Raoul Eisele Marina Büttner Michael Hillen Mandy Buchholz Kathrin Niemela Josephine Kullat Angelica Seithe Jürgen Brôcan Rumiana Ebert Florian Kranz Steffen M. Diebold Patrick Wilden Katharina J. Ferner Syna Saïs Silvio Colditz Claudia Kohlus Sylvia Schmieder Diana Jahr Thomas Riechmann Patricia Falkenburg David Eisermann David Oates James C. Hopkins Kathrin Schadt Gundega Repše Bess Dreyer Wolfgang Allinger Johanna Hansen
WORTSCHAU 35
Liebe Leserinnen und Leser,
so vielfältig wie die Attribute, die die Farben und Facetten von Paris ausdrücken, so charmant sind auch die Perspektiven, aus denen die 19 Autorinnen und Autoren der neuen WORTSCHAU diesen Sehnsuchtsort für Touristen, Liebende, Künstler und Literaten in Worte fassen.
Lesen Sie von verpassten Zügen nach Paris (René Ullrich-Gérard), einer Femme des lettres (Monika Vasik) den Folies Bergère (Angelika Seithe) und über diverse kapriziöse private Verstrickungen in und mit dieser Stadt, die bis zu den Gespenster(n) von Kontscha- Saspa (Dmitrij Gawrisch) reichen, vom ballett unterm chagallhimmel (Bess Dreyer) bis zur Feststellung: Man kann es mit dem Kult um die Frauen der Left Bank auch übertreiben. (Jo Bernard)
Kathrin Niemela heben wir in dieser Ausgabe besonders hervor. Ihre Gedichte können Türen öffnen, von denen man nicht einmal wusste, dass es sie gibt.
Reisen und Schreiben beflügeln. Wenn ich zu lange am selben Ort bin, wird mir langweilig und ich fange im Kopf an zu rennen. Wie ein schlafender Hund, dessen Hinterläufe zucken, wenn er von Kaninchenwiesen träumt. Deshalb versuche ich, so oft wie möglich fortzukommen. (Kathrin Niemela)
Bildender Künstler des aktuellen Heftes ist Thorsten Keller, seit vielen Jahren Gestalter der WORTSCHAU. Er hat das unverwechselbare grafische Gesicht der Zeitschrift geprägt und zeigt hier auch als Fotograf sein beachtliches künstlerisches Format.
à bientôt Johanna Hansen und Wolfgang Allinger
Wortschau Heft 35 :Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe
Monika Vasik Michèle Yves Pauty René Ullrich-Gérard Crauss Marion Hinz Angelica Seithe Werner Weimar-Mazur Frank Norten Marcus Jensen Bess Dreyer Annette Hagemann Peter Ettl Jo Bernard Dmitrij Gawrisch A.J. Weigoni Harald Kappel Wolfgang Allinger Kathrin Schadt Gundega Repše James C. Hopkins David Oates Johanna Hansen